Rundbrief Dezember 2015

17.12.2015

Wir dürfen wieder auf ein sehr erfolgreiches Jahr zurückblicken und ich möchte mich bei Ihnen allen ganz herzlich für Ihre Unterstützung bedanken! Nur mit vielen kleinen und großen Spenden konnte das alles erreicht werden. Danke allen Kindern in Kindergottesdiensten und Schulen – ich weiß, dass da mit viel Kreativität und Engagement gearbeitet und Geld verdient und gesammelt wurde! Danke allen Gruppierungen, Clubs und Vereinen von Erwachsenen in verschiedenen Ländern! Danke etlichen Einzelpersonen und Paaren, die zugunsten des HCF auf Geburtstags- oder sogar Hochzeitsgeschenke verzichtet haben! Danke für viele Einzelspenden! Und danke natürlich an alle Firmen, die uns so großzügig unterstützen!

Danke auch allen, die ebenso wie ich auf eigene Kosten nach Namibia geflogen sind, in Bitterwasser gewohnt haben und neben dem Land auch die Leute in Hoachanas besuchten und bei der Organisation mithalfen! Tatsächlich haben auch wieder etliche Paten ihre Patenkinder und Suppenküchen besucht und sich von der verantwortungsvollen Verwendung ihrer Spendengelder überzeugt!

Danke auch allen, die mich im „Deutschland-Komitee“ mit Rat und Tat unterstützen: Doris Desbessel, Kerstin Foth, Bridget Juma-Dotzer, Andrea Ormeloh, Steffen und Tonja Salvenmoser und Susanne Wilhelm! Ohne Euch wäre das alles niemals zu schaffen! Und danke allen, die hier in Aschaffenburg beim Sortieren, Kuvertieren und Frankieren der Patenpost helfen. Nur weil es so ein Team gibt, können wir so viele Patenschaften haben!

Danke auch meiner Familie, die mich bei dieser Arbeit unterstützt!

Der HCF ist eigentlich ein Musterbeispiel der Zusammenarbeit! Zum Wohle der Kinder und auch vieler Erwachsener in Hoachanas arbeiten Menschen unterschiedlicher Erdteile, Hautfarben, Nationalitäten, Glaubensgemeinschaften, Alter, Geschlecht …. zusammen. Das ist nicht immer einfach, aber das Ergebnis ist ermutigend!

Danke an dieser Stelle auch allen in Namibia, die den HCF unterstützen: die staatlichen Stellen der verschiedenen Ministerialbehörden in Hoachanas und Mariental, der Kirchenleitung der ELCRN in Windhoek, den Lehrern und Schulleitern in Hoachanas und Rehoboth, der Schwester in der Krankenstation in Hoachanas, dem „Hoachanas-Komitee“ und den vielen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Suppenküchen und der Arche.

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1. Patenkinder:

Patenschaften von Schulkindern war der Ursprung des HCF und dieses Projekt ist auch heute noch die Basis. Vor 15 Jahren gingen viele Kinder nicht zur Schule, weil die Eltern das obligatorische Schulgeld nicht bezahlen konnten und kein Geld hatten, eine Schuluniform zu kaufen. Das ist heute nicht mehr so: Ab 2016 ist in Namibia der Schulbesuch bis zur 12. Klasse kostenlos, das Schulgeld wurde im Laufe der Jahre sukzessive abgeschafft! Ebenso haben sich im Laufe der Jahre die Kriterien für die Aufnahme in das Patenschaftsprojekt des HCF gewandelt: Stand am Anfang die finanzielle Situation der Familie im Vordergrund, sind es heute verstärkt Kriterien wie „gute Schulleistung, regelmäßiger Schulbesuch, gutes Betragen“.  Der HCF überweist den Schulen den gleichen Betrag, den sie früher als Schulgeld erhalten haben als „Patenspende“ und die Kinder erhalten – neben der Schuluniform – weiteren Schulbedarf und Toilettenartikel. „Patenkind“ zu sein, wurde mehr und mehr eine Auszeichnung und vielleicht Ansporn für andere!

Im November wurden 17 Kinder (Vor- und Grundschule) neu als Patenkinder aufgenommen, die Paten werden in Kürze die Informationen und Fotos erhalten. Die Anzahl richtet sich danach, wie viele Personen sich bei mir gemeldet haben und sie ein Patenkind übernehmen wollen. Die Auswahl aus der Vielzahl der Anträge wird durch das örtliche Komitee getroffen, ergänzt durch die Krankenschwester und Lehrer der Schulen.

Eine große Herausforderung für den HCF sind die Kinder, die den Übertritt in die Highschool geschafft haben und im kommenden Schuljahr 2016 die 11. oder 12. Klasse einer Highschool besuchen. Diese Kinder müssen Schulen in Mariental oder Rehoboth besuchen, beide Ortschaften sind 130 – 160 km von Hoachanas entfernt. Dort müssen sie im Hostel (Schülerheim) wohnen, das natürlich noch nicht kostenlos ist. Vor allem aber müssen sie einmal im Monat am Wochenende nach Hoachanas, weil das Hostel am Heimfahrtwochenende schließt. Der Transport muss mangels öffentlicher Verkehrsmittel privat organisiert werden und ist sehr teuer. Der Schulbesuch in diesen weit entfernten Städten hat für die Kinder aus Hoachanas noch andere Herausforderungen: Umgangssprache in diesen beiden Orten ist Afrikaans, kaum ein Lehrer spricht „KhoiKhoi Gowab“, die zugegebenermaßen sehr schwierige Sprache mit den vier Klicklauten. Unterrichtssprache ist mittlerweile weitgehend Englisch. Wenn die Kinder aber Fragen haben, weil sie den Stoff nicht richtig verstanden haben, geben die Lehrer weitere Erklärungen in Afrikaans, einer Sprache, in der sich die Kinder zwar auch verständigen können, die sie aber doch nicht gut genug beherrschen, dass sie schwierige Zusammenhänge verstehen könnten. Vor allem in der 11. Klasse sacken die Leistungen da in der Regel dramatisch ab.

Da die Ausgaben für Patenkinder in der Highschool einerseits sehr hoch sind und sich die finanziellen Hintergründe in den Familien manchmal innerhalb eines Jahres dramatisch ändern können, haben sich die Schülerinnen und Schüler in diesem Jahr erstmals für die Patenschaft im kommenden Schuljahr (Beginn 2016) beworben. Allerdings war kein Jugendlicher dabei, dessen Ausgaben für die Highschool von der Familie getragen werden konnten. (Danke an Frau Jutta Behn, die alle Bewerbungen gelesen und beurteilt hat! Siehe auch ihren zusammenfassenden Bericht)

Kurz vor Weihnachten werden die Endergebnisse der Prüfungen am Ende der 10. Klasse veröffentlicht. Dann werden wir wissen, welche Kinder den Übertritt in die 11. Klasse geschafft haben. Ende des Jahres 2015 werde ich deshalb die Paten von Kindern der 10. Klasse informieren, ob ihr Patenkind den Übertritt geschafft hat. Wenn das nicht der Fall ist, endet die Patenschaft. Bei Kindern, deren Prüfungsergebnis den Besuch der Highschool erlaubt, werde ich die Paten fragen, ob sie die Patenschaft noch zwei weitere Jahre fortsetzen, auch wenn die Beiträge dann auf 240 Euro im Jahr steigen. Glücklicherweise haben sich bereits 13 „neue Paten“ bereit erklärt, einem Kind den Highschoolbesuch (mit Hostel und Transport) zu finanzieren. Wenn alle 9 Patenkinder, die jetzt in der 10. Klasse waren, den Übertritt schaffen und weiter gefördert werden, wäre die Finanzierung von 22 Kindern in der 11. Klasse gesichert. Wir gehen aber von 25 – 27 Kindern aus. Deshalb hoffe ich, dass sich noch einige hilfsbereite Menschen finden, die für zwei Jahre die Patenschaft für ein Highschoolkind übernehmen.

Nie in der Vergangenheit haben ca. 50 Kinder aus Hoachanas die Highschool besucht! Was für ein großartiger Fortschritt!

Purity, die Schwester an der Krankenstation in Hoachanas, hat für einige Babys die Aufnahme in das Patenschaftsprojekt beantragt. Die Babys sind Kinder von meist HIV-kranken Müttern, die weder von den Vätern der Kinder noch vom Staat unterstützt werden. Purity kennt die oft verzweifelten Verhältnisse, in denen die kleinen Kinder mit ihren Müttern leben, ganz genau. Von diesen Neuanträgen konnten wir noch keine vermitteln, da die „Babypatenschaft“ mit den höchsten Kosten (300 Euro im Jahr) verbunden ist. Auch hier hoffen wir auf die Hilfsbereitschaft weiterer Paten.

Stolz und glücklich sind wir, dass „3 Patenstudenten“ ihr Studium an der UNAM abgeschlossen haben. Zwei davon, Natasha Hanse und Laundy Goagoseb waren 14 Jahre lang „Patenkinder“. Natasha hat nach 4 Jahren Studium ihren Abschluss als Lehrerin (hoffentlich in Hoachanas!), Laundy erhält wegen seiner guten Leistungen von Nam. Telecom ein Stipendium, um in Südafrika ein Masterstudium in Buchhaltung und Finanzwissenschaft zu absolvieren! Beide hätten wohl kaum auch nur die Highschool besuchen können! Mentoline !Haubas wurde im Jahr 2011 „Highschoolpatenkind“ und hat nun ihr Studium in Betriebswirtschaft am Lingua College beendet. Wir wünschen allen viel Glück und Gottes Segen auf ihrem weiteren Lebensweg!

Wir freuen uns, dass „Welwitschia“ ( http://www.welwitschia.org ) zugesagt hat, uns in Zukunft bei der Beratung und Betreuung der Studenten zu unterstützen.

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2. Suppenküchen und Arche

Ca. 130 Kinder und 20 Erwachsene erhalten während der Schulzeit, d.h. nicht an Wochenenden und in den Ferien, in einer der Suppenküchen und in der Kindertagesstätte „Arche“ ein Mittagessen, in der Arche bekommen die Kinder außerdem noch ein Abendessen. Hier wird die Schulleistung nicht berücksichtigt, es entscheidet alleine die Bedürftigkeit. Die Kinder wurden im Januar von den Lehrern ausgesucht, das örtliche Komitee überprüft die Richtigkeit und die „Suppenküchenmütter“ verteilen die Kinder dann auf die verschiedenen, im ganzen weitläufigen Ort angesiedelten Suppenküchen. Alleine für den Einkauf von Nahrungsmitteln geben wir pro Woche ca. 800 Euro aus. Danke an alle, die mit ihrer Spende ein Jahr lang einem Kind eine Mahlzeit finanzieren bzw. in den Ausbau „ihrer“ Suppenküche investieren! Es gibt in Namibia einen hohen Prozentsatz äußerst armer Menschen. (Höchster Gini-Koeffizient weltweit!)  Der Staat tut viel, um die Armut zu bekämpfen. So erhalten die Menschen mit Erreichen des 60. Lebensjahres eine Staatsrente von inzwischen NAD 1000, ca. 60 Euro. Das hat den Lebensstandard vieler Familien in Hoachanas bedeutend verbessert. Angesichts der Tatsache, dass von dieser Rente aber oft vielköpfige Familien leben müssen, ist das natürlich immer noch zu wenig. So sagten mir dann Mütter oder Großmütter, dass es eine große Hilfe sei, wenn ein Kind in der Suppenküche oder Arche ist. Es kommt dann satt nach Hause und das vorhandene Essen kann auf die anderen Kinder aufgeteilt werden.

Vielen, vielen Dank allen, die für „Essen“ spenden. Wir kalkulieren mit 200 Euro pro Kind und Jahr in einer Suppenküche. Gerne gingen noch mehr Kinder in Suppenküchen – dazu müssten wir aber weitere eröffnen. Danke auch an die Suppenküchenmütter, die für die Kinder kochen. Das ist unter den Verhältnissen vor Ort wirklich schwere Arbeit und ihr Lohn besteht nur darin, dass sie und ein bis zwei Kinder der Familie mitessen dürfen!

20 Waisenkinder wurden in der Arche versorgt und gut betreut. Im kommenden Jahr wird die Zahl der „Archekinder“ auf 25 steigen. Auch hier bedanken wir uns für Spenden, die wir zu diesem Zweck verwenden dürfen. Und danke allen, die ehrenamtlich (!) an der Arche für die Kinder kochen und sie betreuen und mit ihnen spielen und lernen. Man muss nur einmal sehen, wie tief die Kinder nach dem Mittagessen schlafen. Da wird einem klar, dass sie satt sind und sich sicher und geborgen fühlen, wie in einem zweiten Zuhause – eben wie in Noahs Arche in stürmischer See. Für ein Archekind rechnen wir mit ca. 500 Euro im Jahr. (Zwei Essen am Tag, zweimal im Jahr  neue „Archekleider“ und -schuhe, Matratzen, Spiele, Bastelbedarf….)

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4. Trockentoiletten

Im Jahr 2015 wurde der Bau von 15 weiteren Trockentoiletten ( http://www.otjitoilet.org/toilet/toilet.htm ) finanziert, in diesem Jahr erstmals in Zusammenarbeit mit dem „Settlement Office“, das bei der Auswahl der Grundstücke, in denen eine Trockentoilette gebaut werden durfte, mithalf. Die Erleichterung vor allem von Frauen, Alten und Kindern, dass sie nicht mehr den oft weiten Weg hinter (ohnehin kaum vorhandene) Büsche nehmen müssen, ist groß. Danke für diese großzügige Unterstützung! Zudem wird der Bau von der kleinen Baufirma von John Kauena durchgeführt. Er und seine Arbeiter stellen erst die Backsteine her und bauen dann die Trockentoiletten. Diese Arbeit versorgt etliche Erwachsene und Kinder in Hoachanas!

Inzwischen haben wir ca. 35 Trockentoiletten gebaut. Nun kommen auch schon Anfragen von Menschen, die ihr „Plumpsklo“, oft einfach nur ein Loch im Boden, stilllegen wollen, um die weitaus hygienischere und komfortablere Trockentoilette zu erhalten.
Herausforderung ist jetzt, die Leerung und Wartung zu koordinieren.

5. Projekte, die Einkommen schaffen

– Wieder einmal trat eine Gruppe von Frauen und einigen Männern an den HCF mit der Bitte heran, den Start für ein Stickerei- und Nähprojekt zu unterstützen. Obwohl die vorangegangenen Versuche alle gescheitert waren, wollten wir es noch einmal versuchen. Stefan Mutileni, ein junger Mann, der ab 2016 parallel zur Arbeit seinen Master in Maschinenbau machen will und sich ehrenamtlich bei Welwitschia engagiert, hielt mit den Interessierten einen Workshop, in dem es darum ging, die Voraussetzungen des Arbeitens in einer Gruppe zu verstehen (Unterstützung, Vertrauen, Ehrlichkeit, Zusammenarbeit) und auch die Grundzüge wirtschaftlichen Handelns (Verkaufspreis ist NICHT gleich der Gewinn!) Nun will die Gruppe mit kleinen Stickerei- und Nähprodukten beginnen, die wenig Material verbrauchen. In einem Raum der Schwarzwald-Suppenküche stehen zwei elektrische Nähmaschinen und es kommt noch ein Bügeleisen dazu. Hier wird auch der Stoff zugeschnitten und es werden Stickvorlagen aufgemalt. Jedes kleine Stück, das verkauft wird, hilft direkt den Menschen vor Ort! Die meist jungen Frauen und Männer sind voller Enthusiasmus!

– Seit 15 Jahren kochen die Zwillinge Elizabeth und Christophine Skrywer im Rahmen des HCF ohne Bezahlung zum Wohle der Kinder von Hoachanas: erst im Senfkornprojekt, dann in der Arche und inzwischen in der „Bollenwald-Suppenküche“. Da sie sehr schlecht Englisch oder Afrikaans sprechen, werden sie kaum irgendwo einen Job finden. Die Spender der Suppenküche verhalfen ihnen nun dazu, vielleicht eines Tages mit einem gewissen Viehbestand ein Einkommen zu verdienen. Sie erhielten 5 Ziegen und wenn sie sie bis Februar 2016 gut hüten, bekommen sie noch einmal 5 weitere Ziegen. Mit diesen 10 Ziegen können sie dann eine Zucht beginnen.

– Alwina Böck von der Schwarzwald-Suppenküche hatte eigentlich nur „Vetkoekies“ backen wollen, um das Geld für den Stromanschluss zu verdienen. Dafür hatte sie NAD 100 – ca. 6 Euro – als Startkapital erhalten. Inzwischen hat sie gemerkt, dass sie damit regelmäßig Geld verdienen kann. Sie braucht Stunden, um etwa 50 „Vetkoekies“ im schwimmenden Öl auszubacken und hat – weil der Vater ihr das Feuerholz sammelt und sie es nicht kaufen muss – dann einen Reingewinn von NAD 20 – ca. 1,20 Euro. Ein mühseliges Geschäft, aber besser als nichts und vielleicht wird „Alwina’s Bakery“ daraus!

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Ausblick in 2016

Wir werden auch in Hoachanas „15 Jahre HCF“ feiern: am 23./24. Januar. Wie bei der Feier in Aschaffenburg werden die verschiedenen Projekte des HCF vorgestellt, diesmal von direkt Beteiligten aus Hoachanas. Wir freuen uns, dass auch der ehemalige Bischof Kameeta und der Komponist und Flötenspieler Hans-Jürgen Hufeisen ihr Kommen zugesagt haben!

Wenn alles gut geht, wird Bischof (em.) Kameeta – heute Minister zur Armutsbekämpfung – sogar zwei Klassenzimmer einweihen, die gerade mit Spendengeldern des HCF an der P.J.Tsaitsaib-Schule gebaut werden. Spätestens 2017 wird eine Highschool nach Hoachanas kommen. Was das für die Kinder und eigentlich ganz Hoachanas bedeutet, kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden und es wäre großartig, wenn Sie diesen Bau unterstützen könnten. Mehr davon im nächsten Rundbrief!

Ich wünsche Ihnen frohe Weihnachten und ein gesegnetes 2016

Winterdecken für die HCF-Patenkinder