Rundbrief Dezember 2014

22.12.2014

Liebe Patinnen und Paten, liebe Freunde und Unterstützer des Hoachanas-Children-Fund,

In diesem Jahr feiert der Hoachanas-Children-Fund das 15-jährige Bestehen!

Mit der Kollekte eines Gottesdienstes mit Pater Anselm Grün und Hans-Jürgen Hufeisen konnten wir im Jahr 2000 die ersten zehn Patenkinder aufnehmen und für ein Jahr finanzieren. Aus diesem kleinen Samenkorn ist ein großer Baum geworden!

So lade ich Sie herzlich ein, am

Freitag, 31. Juli

nach Aschaffenburg

 zu kommen, um Geburtstag zu feiern!

 14:00 Uhr

Bachsaal der Christuskirche

Treffen mit Informationen und Bildern zu Namibia und Hoachanas und

20:00 Uhr

Christuskirche

Konzertmeditation zum Thema

„Du bist ein Segen“

wieder

mit Pater Anselm Grün und Hans-Jürgen Hufeisen.

 Der Eintritt ist selbstverständlich frei.

Nähere Infos kommen rechtzeitig!

Es wäre schön, wenn viele zu dieser Feier kommen könnten!

 

Vor dem Bericht aus Hoachanas möchte ich mich ganz herzlich bei allen bedanken, ohne die der HCF niemals so groß und erfolgreich geworden wäre: Bei allen Paten und oft unbekannten Spendern: Einzelpersonen, Firmen, Vereinen, Schulen, Kirchengemeinden…., aber auch bei allen, die in Deutschland und der Schweiz durch ihre ehrenamtliche Mithilfe die Arbeit des HCF unterstützen. Danke auch allen Privatpersonen und den Regierungsstellen der verschiedenen Ministerien in Namibia, den Mitarbeitern der Namibischen Botschaft in Berlin, der Evang. Luth. Kirche in der Republik Namibia und allen freiwilligen Helfern in Hoachanas.

 

An der Wand der Arche steht groß geschrieben:

 UNITY IS THE POWER

Hier nun der Bericht aus Hoachanas:

 

Im Januar und Februar war ich fünf Wochen in Bitterwasser und fast an jedem Tag in Hoachanas. Zwei Wochen lang waren auch Andrea Ormeloh zusammen mit drei weiteren Helfern aus Oelde dabei, die mich kräftig unterstützten. Vielen Dank dafür!

Es gibt wieder viel Erfreuliches zu berichten:

 

1. Patenkinder: Gleich am Ankunftstag traf ich abends die Jugendlichen, die am nächsten Morgen nach Rehoboth, Gibeon oder Mariental fahren mussten, um sich in den verschiedenen High Schools und dem jeweiligen Hostel (Schülerheim) anzumelden. Nie zuvor in der Geschichte von Hoachanas besuchten 22 Jugendliche eine weiterführende Schule! Vielen Dank, dass sich auf meinen Aufruf hin genügend Paten gefunden haben, die einem Jugendlichen den Schulbesuch finanzieren! Wir hätten sogar noch mehr Jugendliche aufnehmen können! Ich hoffe, diese hilfsbereiten Menschen werden dann im kommenden Jahr bereit sein, ein Highschoolkind zu unterstützen – dann stehen wir sicher vor dem gleichen Problem!  Mit Extrapost werden die neuen Paten die Briefe der Kinder und ihre Fotos erhalten.

Alle  Kinder  haben  einen  Schul- und  Heimplatz  gefunden und wir haben bereits je Schüler/in

N$ 3000 an die jeweiligen Schulen überwiesen. Die Schulen sorgen dann dafür, dass die Jugendlichen eine Schuluniform und die nötigen Schulmaterialien erhalten. Des weiteren steuern wir aus Extraspenden N$ 1 500 den monatlichen Fahrtkosten zu den Heimfahrtswochenenden bei.

 

Am nächsten Morgen um 7:00 Uhr war dann Abfahrt ins 160 km entfernte Rehoboth. Da 20 Kinder die Schule hier besuchen, war es notwendig, dass ich ebenfalls mit meinem Auto mitfuhr. Außerdem muss bei der Anmeldung die Mutter oder der Vater des Kindes dabei sein – für viele Kinder habe ich diese dann vertreten.

 

Ganz sicher hat das Versprechen, dass alle, die die 10. Klasse mit dem entsprechenden Notenschnitt bestehen, dann auch die weiterführende Schule besuchen können, dazu geführt, dass so viele Jugendliche wie nie zuvor dieses Ziel erreichten. Diese Zukunftsperspektive war sicher auch ein Grund, dass die P.J.Tsaitsaib-Schule im Ranking der Schulen einen gewaltigen Sprung nach vorne machte: Vom ehemals 15. Platz von 15 Schulen der Region (etwa so groß wie Bayern) über den 8. Platz im Jahr 2013 auf den 4. Platz im Jahr 2014. Ehrgeiziges Ziel für 2015: Das Erreichen des 2. Platzes! Wir gratulieren dem Schulleiter Herrn C.C. Topnaar, dem gesamten Lehrerkollegium und natürlich den Schülerinnen und Schülern und wünschen weiterhin viel Erfolg!

 

In den Tagen darauf erhielten wieder alle Patenkinder, die in Hoachanas die Schule besuchen, ihre Schuluniform. Außerdem händigten wir ihnen – ebenso wie den Schülerinnen und Schülern der High Schools eine neue Schultasche aus. Bei diesem Treffen sammelten wir auch wieder die Briefe der Kinder an die Paten ein, die diesen zusammen mit einem neuen Foto zugeschickt werden.

 

Leider war es wieder so, dass einige Patenkinder nicht mehr aufgetaucht sind. Manchmal ist der neue Aufenthaltsort bekannt – vielleicht, weil die Mutter oder Tante dort eine Arbeitsstelle gefunden und das Kind mitgenommen hat. Manchmal ist die lapidare Antwort, wo das Kind sei: „Auf der Farm“ und manchmal weiß es einfach niemand. Ab und zu tauchen Kinder im Laufe eines Schuljahres dann doch plötzlich wieder auf. Sie sind dann natürlich enttäuscht, wenn ihnen gesagt wird, dass sie keine Patenkinder mehr sind. Wir entscheiden dann im Einzelfall, ob sie wieder aufgenommen werden. Es tut mir immer sehr leid, wenn ich den Paten mitteilen muss, dass ihre Kinder nicht mehr in Hoachanas zur Schule gehen. Aber die weitaus überwiegende Mehrheit bleibt!

2. Suppenküchen: Die beiden Schulen in Hoachanas meldeten uns wieder die Schülerinnen und Schüler, die im Jahr 2015 ein tägliches Mittagessen an einer der HCF-Suppenküchen erhalten. Die „Suppenküchenmütter“ berieten über die Neuaufnahmen und bestätigten, dass alle aus Familien kommen, in denen die Kinder außer dem Teller Porridge in der Schulpause oft keine Mahlzeiten erhalten. Darauf verteilten sie die Kinder auf die verschiedenen Suppenküchen, die über den ganzen Ort verteilt sind. Es sind fast keine Patenkinder darunter und auch wenige Kinder, die im vergangenen Jahr eine Suppenküche besuchten. Man wollte, dass auch Kinder, die keine Patenkinder sind, vom HCF profitieren. Außerdem sollten in diesem Jahr andere Kinder als im vergangenen Jahr das Privileg einer täglichen Mahlzeit erhalten. Bei unseren Besuchen stellten wir fest, dass die Kinder sich sehr freuen, eine Suppenküche besuchen zu dürfen! Danke für alle Spenden, die das möglich machen!

 

Die Albert-Schweitzer-Suppenküche ist jetzt in neuen Händen, Anna Swartbooi kocht nun für die Kinder. Die frühere Suppenküchenmutter Melissa Kamure macht eine Ausbildung zur Köchin in Windhoek. Der Neubau der Schwarzwald-Suppenküche ist schon weit fortgeschritten. Alwina Bock, die seit 13 Jahren für Kinder kocht, freut sich schon auf den Umzug.

 

Eine große Umstellung gab es hinsichtlich des Einkaufs: Bisher bekamen die Suppenküchenmütter wöchentlich Bargeld ausgehändigt und kauften die Nahrungsmittel in Hoachanas ein. Dazu brauchten wir Bargeld, um im 130 km entfernten Mariental Gemüse und Fleisch einzukaufen. Ende 2014 gaben wir wöchentlich mehr als 1000 Euro wöchentlich an Bargeld aus, das in Mariental (130 km entfernt) vom Konto abgehoben, nach Hoachanas gebracht und hier sicher aufbewahrt werden musste und dann ausgegeben wurde. Das war natürlich mit Gefahren verbunden. Um nicht mehr mit so viel Bargeld umgehen zu müssen, haben wir mit den Suppenküchenmüttern einen Menüplan erstellt. Die dazu erforderlichen Lebensmittel bestellen wir nun in einem Geschäft in Hoachanas und bekommen sie an die Arche geliefert. Das Schaffleisch (Hackfleisch und Fleischstücke mit Knochen) kaufen wir nun bei einem Mann aus Hoachanas, der damit auch seinen Lebensunterhalt steigern kann. Für alle Bestellungen erhalten wir wöchentlich Rechnungen, die wir per Internetbanking bezahlen können.  

 

3. Kindertagesstätte Arche: Mit einer feierlichen Einweihung durch den früheren Bischof Kameeta wurde das neue Gebäude der Arche unter großer Beteiligung der Bevölkerung  offiziell eröffnet. 20 „OVCs“ aus beiden Schulen  (Orphans and Vulnerable Children – Waisen und gefährdete Kinder) kommen seitdem täglich nach dem Schulunterricht zur Arche. Hier werden sie von Welfrieda, Renthia, Yvonne und Sara liebevoll empfangen und betreut, erhalten ein Mittag- und Abendessen, spielen, halten Mittagsschlaf und lernen, bevor sie wieder in ihre Häuser gehen.

Wenn jemand Zweifel hat, ob es Sinn macht, sich für den HCF zu engagieren, dann bringe er einige Tage mit den Kindern an der Arche zu! Diese strahlenden Augen der dankbaren Kinder lassen keinen Zweifel aufkommen! Und die Entwicklung von Kindern zu sehen, die über Jahre dort hinkommen dürfen, bestätigt das noch einmal!

 

Manche Kinder mögen abends gar nicht nach Hause sondern wollen am liebsten auch in der Arche schlafen – ein Zeichen, dass sie sich sicher, geborgen und wohl fühlen. Sie sind an einem sicheren Ort in einer stürmischen Zeit ihres Lebens. Danke den vielen Spendern, die mit Extraspenden die Erweiterung möglich gemacht haben und auch den laufenden Betrieb der Arche finanzieren!

 

 

 

4. Studenten:  Ganz sicher erstmals in der Geschichte von Hoachanas studieren in diesem Jahr neun junge Leute aus diesem kleinen Ort an der UNAM oder dem Polytec – ein weiterer großer Bildungserfolg. Eine junge Frau, eine zukünftige Lehrerin, wird in diesem Jahr ihr vierjähriges Studium abschließen. Sie ist seit 15 Jahren „Patenkind“! Andere haben ebenfalls das Ziel, Lehrer zu werden, oder Arzt, Tierarzt, Buchhalter, Betriebswirt usw. Die Förderung von Studenten in dieser großen Anzahl ist eine neue Herausforderung für den Hoachanas-Children-Fund. Das Studium in Namibia ist unglaublich teuer: Im Schnitt fallen für einen Studenten jährlich (!) 1500.- Euro Studiengebühren an. Dazu müssen sie Bücher anschaffen und brauchen einen Laptop, weil Hausaufgaben am Computer angefertigt und per email dem jeweiligen Professor termingerecht abgegeben   werden müssen.

Einen Platz in einem Studentenwohnheim zu ergattern, gleicht einem Lottogewinn, selbst ein Schlafplatz in einer Blechhütte in Katutura, manchmal ohne Strom und Wasser, muss teuer bezahlt werden. Dazu sind sehr weite Wege zu überwinden, man ist auf Taxis angewiesen, da es kein öffentliches Verkehrssystem gibt. Und alle, die schon einmal in Namibia eingekauft haben, wissen, dass die Preise für Lebensmittel hoch sind. Es fallen also noch einmal mindestens 1500.- Euro im Jahr an Lebenshaltungskosten an. Kein Wunder, dass kaum einer aus Hoachanas studieren konnte. Eine Studienförderung kann beantragt werden, das tun auch alle unsere Studenten. Bis ein Bescheid kommt, vergeht aber viel Zeit, in der die Gebühren bezahlt werden müssen, da sonst die Exmatrikulation droht.

Einige der Studierenden haben Paten, die für alle Kosten oder doch zumindest für einen Großteil aufkommen! Vielen Dank für diese großzügigen Spenden. So sind Gebühren und Unterhalt für dieses Jahr gesichert. Die schwierige Frage ist, wie wir in Zukunft vorgehen: Anstelle einen Studenten zu fördern, könnten wir 15 Kindern in Hoachanas eine tägliche Mahlzeit finanzieren.

Wenn man sich mit den Menschen in Hoachanas unterhält, sind sie einhellig der Meinung, dass wir die Studenten unterstützen sollten, zusammen mit denen, die sich über den Fernkurs Namcol weiterbilden oder die eine einjährige Ausbildung in einem Berufsbildungszentrum machen. Es stimmt ja auch: In Hoachanas verhungert kein Kind und der Staat tut bereits viel: inzwischen erhalten Waisenkinder eine Rente, ebenso wie Menschen mit Behinderung, Alte und Kranke. Aber natürlich sieht man immer auch unterernährte Kinder mit großen Augen am Zaun der Suppenküchen stehen….

So hoffe und bete ich, dass wir genügend Spenden erhalten, um sowohl die neun Suppenküchen und die Arche als auch die Studenten finanzieren zu können!

 

5. Trockentoiletten: Voraussichtlich am 12. März werden die Bauteile für die nächsten 15 Trockentoiletten geliefert, die von dem Bitterwasseraktionär Ralph Bürklin gespendet wurden. Wir freuen uns, dass der Bau weiterer Trockentoiletten auch von Regierungsseite unterstützt wird. Es wird jetzt offizielle Antragsformulare geben, ein örtliches Komitee entscheidet über die Vergabe und die Entsorgung wird geregelt.

Es wird noch lange dauern, bis in ganz Hoachanas eine Kanalisation verlegt ist, auch wenn man den Eindruck hat, dass die ganze männliche Bevölkerung zur Zeit damit beschäftigt ist. Bis dahin sind die Trockentoiletten eine große Verbesserung! Und für das kleine Bauunternehmen von John mit den 5 Angestellten Arbeit für etliche Monate! Vielen Dank für die großzügige Spende!

 

Von den weiteren Projekten des HCF, dem Babymilchprojekt, der Unterstützung des Kindergartens und dem Großelternprojekt werde ich in meinem nächsten Rundbrief berichten.

Danke noch einmal und herzliche Grüße

Angelika Gleich

P.S. Ich freue mich sehr, wenn Sie mir Ihre Meinungen und Ideen schreiben, auch wenn ich nicht alle beantworten kann!

 

 

 

 

Liebe Freunde und Förderer des Hoachanas-Children-Fund,
 
mehr als zwei Monate war ich jetzt in Namibia/Bitterwasser und natürlich jeden Tag in Hoachanas.
 
Hoachanas selbst hat sich in den vergangenen Monaten weiterhin unglaublich entwickelt: Man sieht immer weniger Blechhütten, dafür viele neue Steinhäuser. Das Bürogebäude des Ministry of Agriculture ist fertiggestellt, wenn auch noch nicht bezogen. Der Neubau, der daneben im Auftrag des Ministry of Trade and Industry erstellt wird, ist schon sehr weit fortgeschritten. Bald wird es also einen kleinen Supermarkt geben, ein Cafe und ein Internetcafe, dazu einen kleinen Bank- und Postschalter und möglicherweise einen Raum, in dem selbstgefertigte Waren aus Hoachanas verkauft werden. Außerdem wird ein großes neues Gebäude für das Settlement Office gebaut. Zusätzlich werden im Ortskern von Hoachanas tiefe Löcher gegraben, der Beginn einer Kanalisation. Offensichtlich mit Fördergeldern aus Deutschland wird der historische Platz hinter der Evang. Luth. Moria-Kirche als Sehenswürdigkeit für Einheimische und Touristen hergerichtet: Der Sage nach fand ein Hund hier vor urvordenklichen Zeiten Wasser. So wurde der Platz gewissermaßen zu einem heiligen Ort, an dem man sich zu Versammlungen traf.  

Bezogen auf den HCF kann ich sagen, dass es ganz erstaunlich ist, dass alle Projekte so gut laufen – immerhin habe ich mich in den vergangenen zwei Jahren nur um das Notwendigste kümmern können. Das spricht sehr für die Selbständigkeit aller in die verschiedenen Projekte involvierten Menschen vor Ort, allen voran natürlich Gretha Kamure, der Leiterin der Arche und Koordinatorin des HCF. Dankbar bin ich auch für die Unterstützung von Mrs. Corinne Poulton (Überweisungen an offizielle Stellen – Schulen, Hostel und Regierung) sowie Mr. Gerson Topnaar (alle anderen Überweisungen), Mr. D. D. Topnaar, dem Schulleiter der P. J. Tsaitsaibschule für die Aufbewahrung und Auszahlung der wöchentlichen Projektgelder, Uno Kameeta für die Betreuung der Studenten in Windhoek sowie der Unterstützung der Namibischen Botschaft in Berlin sowie etlicher weiterer offizieller Stellen der Regierung und der Evang. Luth. Kirche in Namibia.


Der ganze Rundbrief zum Download:

HCF-Rundbrief-2014-12

Winterdecken für die HCF-Patenkinder